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BENDER&CO ist ein Blog von Claudia C. Bender, Geschäftsführerin der Fulmidas Medienagentur GmbH. Sie ist TV-Produzentin, Medientrainerin und Unternehmerin. Seit mehr als 20 Jahren produziert sie Filme und Videos, Talks und Reportagen – für lineares Fernsehen und digitales Bewegtbild.
Auf BENDER&CO teilt sie ihre Gedanken, einen Haufen Fakten & viele Tipps rund um Medientrainings, Präsentationscoachings, Pressearbeit und Krisenkommunikation. Viel Spaß beim Lesen!

Vorbereitung ist alles 🤯✍️

Wer glaubt, alles zu wissen, gibt deswegen noch lange keine guten Interviews. Wenig ist hier immer mehr. Klare Botschaften, konkrete Beispiele, gute Zahlen und kurze, knackige Sätze, um in 12 Sekunden alles zu sagen, was wirklich wichtig ist. Ein guter O-Ton, ein Original-Ton, also ein von der Kamera eingefangenes Zitat ist immer nur ein Ausschnitt von allem, was es noch zu sagen gäbe – aber der wichtigste seiner Art. Denn nur diese ein, zwei, max. drei Sätze schaffen es am Ende in den Beitrag der Tagesschau oder der heute-Sendung, RTL aktuell oder sonst eines reichweitenstarken Fernsehformats. Und auch nur, wenn sie pointiert, klar und auf den Punkt sind – gleichzeitig anschaulich, empathisch, ausdrucksstark. Das fällt niemand mal so schnell zwischendurch ein. Darüber muss man vorher nachdenken. Muss den Kopf klar kriegen, damit die Worte sitzen. Vielen hilft, sich die Formulierungen vorher aufzuschreiben, ohne sie auswendig zu lernen. Die Mühe lohnt immer, dann wer das, was er sagen will, auf den Punkt bringen kann, der kann diese Sammlung schöner Sätze auch sonst im Leben brauchen: Kunden gegenüber, bei Mitarbeitenden, allen denkbaren Stakeholdern und nicht nur für Journalisten. Aber bei denen unbedingt. Kleine Übungseinheit: Definieren Sie Ihr Thema. Und dann beantworten Sie mal die klassischen W-Fragen (Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? Wozu?) in jeweils drei ganzen deutschen Sätzen, leicht verständlich für jede:n, pointiert, interessant. Danach überlegen Sie noch ein gutes Beispiel, das selbst Ihre Großmutter versteht. Wenn das alles auf weniger als eine Seite passt – dann sind Sie für ein klassisches Fernsehinterview gut vorbereitet. 📺

Der perfekte O-Ton ist …

… kurz, knackig, anschaulich, zugespitzt, sendefähig, nie aus dem Zusammenhang gerissen, sieht gut aus, ist leicht verständlich, wie ein Zitat in der Zeitung und quasi das, was im Print die Überschrift ist: Das schwierigste aller Formate. In drei Sätzen alles sagen, die Kernbotschaft gut rüberbringen, die verschiedenen Aspekte eines Themas vorher durchdacht zu haben und dann auch noch ruhig stehen, geradeaus schauen und nicht in die Kamera oder gar nach oben; souverän wirken, sympathisch womöglich auch noch während man sich fühlt wie bei der mündlichen Abiprüfung. Keine leichte Sache, aber das, was das Fernsehen und die allermeisten Videoproduktionen am häufigsten brauchen und zwar von sehr vielen Menschen: Von Expert:innen, von Politiker:innen, von Unternehmer:innen, von Chefs und Angestellten, von Betroffenen, Sportler:innen, Bürgermeister:innen, Vereinsvorsitzenden und solchen die all das werden wollen. Von morgens bis abends, überall und jederzeit. Und wenn man es geschafft hat, dann sehen diese 10 Sekunden mehr Leute als man jemals für möglich gehalten hätte. Wie man das übersteht? Gut, denn wer vorher weiß, was er bzw. sie sagen will, wer verstanden hat, dass ein O-Ton zwar ein kleiner Teil eines Interviews ist, aber niemals geplant war, das ganze Fragen/Antwort-Spiel zu senden, wer weiß, dass Journalist:innen Zuspitzungen lieben und Zuschauende nur klar verständliche Sätze begreifen, der wird mit guter Vorbereitung (und ein bisschen Übung 😉) auch diese kommunikative Herausforderung bestehen – selbst wenn die Aufregung vor Kamera und Mikrofon immer ein bisschen bleibt.

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Klein, kleiner, am kleinsten…

So viel Text wie möglich und am besten hellgraue Schrift auf mittelgrauem Hintergrund: Das scheint bei erstaunlich vielen Präsentationen Sinnen und Trachten der Gestalter:innen und Texter zu sein. Kein Inhalt des Vortrags, der nicht auch noch neben der super Grafik, die man selbst mit Lupe vor Adleraugen nicht mehr erkennen könnte, aufgeführt wird. Eine Zeile geht immer noch. Wird die Schriftgröße halt noch ein bisschen kleiner gemacht. Warum auch nicht? Die Leute müssen das ja nicht lesen können, sie kriegen den Text doch vorgetragen, die Powerpoint dient ja nur der Unterstützung. Ah. Oh. Wie jetzt? Wer stützt denn hier wen und ist stürzen nicht gar der bessere Begriff dafür? Von der Vortragsklippe am besten. Wenn das Publikum sich entscheiden muss, ob es liest oder zuhört, greift es schneller zum Handy und beantwortet lieber Mails als der Vortragende reden kann. Betreutes Vorlesen braucht kein Mensch. Natürlich sind ein paar Infos wichtig. Um die Zahlen geht es ja. Die Entwicklung muss unterstrichen werden. Aber warum nicht auswählen, warum nicht nur die wichtigsten Fakten herausarbeiten, um sie erinnerbar zu machen, warum nicht lieber ein Bild als tausend Worte? Und besonders: Warum nicht harte Farbkontraste, große Buchstaben und wenige Folien mit emotionalen Bildern, damit das Zuhören selbst bei Fachvorträgen wieder Spaß macht? 

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Wer bin ich? 😳…

Täter:in, Opfer, Expert:in? Wer öffentlich kommuniziert, muss vorher wissen, welche Rolle ihr bzw. ihm zugeschrieben wird. Es muss jedem vor einem Interview klar sein, welche Erwartungshaltung die Öffentlichkeit der Person, der:dem Interviewten entgegenbringt. Kommunikation besonders in der Krise ist wie ein Theaterstück – nur mit mehr Zuschauenden. Auch im Theater stehen die Rollen fest: Hamlet ist nun mal nicht Claudius. Regierung ist nicht Opposition. Der Hacker ist nicht der Geschädigte. Aber die Firma, deren Kundendaten weg sind, ist auch Opfer. Klingt kompliziert, ist aber ein wichtiger Teil der Vorbereitung für jedes Interview – wer bin ich und nein, auf keinen Fall “wenn ja, wie viele”. Die eigene Verortung, die eigene Positionierung ist maßgeblich entscheidend für das eigene Selbstverständnis und den Umgang mit Fragen und Gegenpositionen. Wer Verursacher einer Krise ist, also vereinfacht gesagt Täter:in, dem- und derjenigen steht zumeist Demut gut zu Gesicht. Wer Opfer ist, hat Forderungen, darf anklagen, wird gut behandelt. Wer als Expert:in auftritt, hat recht. Und darf sich nicht vereinnehmen lassen, steht mehr für Neutralität und auf keiner Seite. Jede:r kann alles sein. Aber nicht gleichzeitig. 

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